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 Reisebericht

Ein Wiedersehen mit Danzig.

KrantorZum Auftakt der Sommersaison erfüllten wir uns einen lange zuvor geplanten Wunsch, den Besuch der Heimat. Im Jahr 2008 starteten wir in einem modernen Reisebus der ”Auto-Fischer-Reisen” vom Bremer ZOB. Wir, das waren insgesamt 18 Personen aus Bremen und Delmenhorst, alle gebürtige Danziger.

Auf der Nordroute an Schwerin, später an Berlin vorbei, gelangten wir nach einigen Zwischenhalten über die kleine Grenzstelle Küstrin an der Oder  nach Polen und nächtigten das erste Mal in Landsberg, dem heutigen Gorzow. Ein Städtchen mit etwa 130tausend Einwohnern.Von außen sah der ältere Plattenbau, wohl noch aus der kommunistischen Aera stammend, nicht gerade vertrauenserweckend aus. Aber, wir hatten Glück. Im Hotel ”Mieszko” war sicher erst vor kurzer Zeit eine große Renovierungsaktion gestartet worden. Die meisten Zimmer waren frisch gestrichen, die Naßzellen völlig neu gestaltet. Meine Frau und ich gewannen den Eindruck, die Handwerker müßten soeben erst fertig geworden sein, denn der Raum wirkte nackt, es hingen noch keine Gardinen vor den Fenstern. Aber das Bad lud dazu ein, sich zu erfrischen, und gut schlafen konnten wir auch. Abendbrot und Frühstück waren ordentlich und gaben zu Klagen keinen Anlaß.

Am nächsten Tag ging es über Landstraßen unter Umgehung der Großstädte direkt nach Marienburg, wo die größte und prächtigste Burg des Ritterordens besucht wurde. MarienburgEinige, die diese Besichtigung bereits mehrere Male genossen hatten, nutzten die lange Pause zu einer Stärkung und sahen sich dann zu Fuß die Stadt an. Am Nachmittag führte uns die Reise über die Elbinger Landstraße nach Danzig hinein, wo den Reiseteilnehmer aus dieser Stadt beim Anblick von Rathaus und St.Marien, alle anderen Gebäude überragend, starke Wehmutsgefühle überkamen. Unsere geliebte Heimatstadt war erreicht.

Im Hotel ”Hevelius” fanden wir unsere Bleibe für die kommenden Nächte; es ist vor einiger Zeit renoviert worden und zeigt sich innerlich wohltuend und mit guter Küche ausgestattet. Auch das Foyer hat man völlig neu und ansprechend gestaltet. Wir haben uns während unseres Aufenthaltes in Danzig hier jedenfalls sehr wohl gefühlt.

Am Samstag war große Stadtbesichtigung angesagt. Der Berichtende hatte die Ehre, seine achtzehn ”Schäfchen” durch die Rechtstadt zu führen, Kirchen und wichtige Profanbauten zu erklären und auch etwas Geschichte einblenden zu lassen.

Langgasser TorDas Langgasser Tor erstrahlt nach Restauration in schönstem Glanz,  in der Langgasse und auf dem Langen Markt herrschte ein buntes Treiben. Rathaus und Artushof, vor kurzer Zeit überholt, wirkten überwältigend schön. – Es war soviel Deutsch zu hören, daß man fast an frühere Zeiten erinnert wurde. – Um den Beinen eine kleine Pause zu gönnen, nahmen wir in einem der kleinen Cafés auf der Langen Brücke eine Erfrischung zu uns. –

Die Milchkannen-Gasse hat eine Reihe bunter Häuser hinzugewonnen, und an der Mottlau gegenüber dem Kuhtor (frühere Hopfengasse) enstanden einige postmoderne Speicher.-

Der Vormittag war viel zu schnell gelaufen, und es wurde Zeit, Mittag zu essen. Unsere Frau Rode hatte sich bemüht, für uns Plätze im ”Lachs” zu bekommen. Dort wurde dann auch ein köstliches Mahl eingenommen, bevor wir uns alle zu vereinbarter Zeit auf der Langen Brücke wiedertrafen, um von dort aus an einer großen Hafenrundfahrt teilzunehmen, durch den Kaiserhafen, am Weichselmünder Hafenbecken und dem Weichselbahnhof, Festung Weichselmündeder Weichselmünder Festung, dem Freihafen vorbei, zur Anlegestelle der Westerplatte. Wir querten die Platte und sahen schließlich die Bucht vor uns. Wenn auch der weite, wundervolle Strand von dort nach Heubude fehlt –die Polen haben ja hier den neuen Kohlehafen ins Meer gebaut- ein wenig Sand und Blick über die See waren ein Genuß!  Zumal wir an diesem Tag hochsommerliches Wetter mit etwa 30 Grad C. hatten.

Eine Stunde später fuhren wir mit dem Motorschiff auf dem gleichen Weg zurück. Im Hafen waren nur wenige Schiffe sichtbar,  lediglich an den Werften konnte man einige Neubauten und Reparaturschiffe liegen sehen. Schön der Anblick der alten Weichselmünder Festung, des ”Schlüssels von Danzig”, wenngleich etwas anders rekonstruiert als aus der Erinnerung an frühe Jugendjahre.

ArtushofAn der Langen Brücke wieder angekommen, mußten wir uns sputen ins Hotel zurück zu kommen, denn der Himmel war schon tiefdunkel geworden, und kaum im Haus, zuckten Blitz und krachten Donner, während sich Wassermassen über die Stadt ergossen. Dennoch war der nächste Tag wieder schön.

Auf einem Individual-Trip stellte der Berichtende (am übernächsten Tag) fest, dass sich in  seinem Heimatort Neufahrwasser, den wir ja vorher von der Westerplatte aus gesehen hatten, in der Zwischenzeit  nicht sehr viel getan hat. Die Infrastruktur ist nahezu unverändert, Wilhelmstraße, Bergstraße, Fischerstraße, Paul-Beneke-Weg, um nur die großen Straßen des Ortes zu nennen,  grüßten in schwarz-grauer Unansehnlichkeit, allerdings  um einige neue Häuser ergänzt. Sehr viel Grün überdeckt aber die Schattenseiten.

Auf dem bislang freien Gelände in der Olivaer Straße (schräg gegenüber dem alten

 Kino) ist ein Krankenhaus  in moderner Bauweise entstanden. Und die Jugend- herberge auf dem Exerzierplatz ist mit neuem Dach versehen worden.–

Das Grüne TorDas alte Fischerdörfchen und Seebad Brösen ist kaum wieder zu erkennen.  Vor vielen Jahren erbaute drei- und vierstöckige Gebäude, grau und schmuddelig wirkend,  verschandeln das Bild dieses liebenswerten Örtchens, das nun allerdings etwas gewinnt durch kleinere und größere Neubauten, die sich wie Farbtupfer von dem Uni-Grau des Sozialismus abheben. - Glettkau hat einen neuen Seesteg bekommen, nicht aber Brösen. –

Die Glocken von St. Katharinen –neben dem Hotel- läuteten den Sonntag ein, den wir zunächst individuell gestalteten. Die einen besuchten St.Marien, die anderen St.Katharinen oder St.Johann, während andere ganz einfach durch die Innenstadt wanderten und das Rundherum auf sich einwirken ließen.

Frauengasse-St MarienAn diesem Tag wurde übrigens ein älteres Ehepaar –es gehörte nicht zu unserem ”18-Personen-Kreis”, wohl aber zur gleichen Reisegruppe- nahe der Kirche St.Trinitatis von jungen Polen überfallen. Beide wurden mit Schlägen zu Boden geschickt und ihres Geldes beraubt.

Und das am hellichten Tag, und nur wenige hundert Meter von der Langgasse entfernt, die von Menschen geradezu überquoll. Schlimm, dass derartige Vorfälle  immer wieder passieren. Davor schützen kann man sich im Osten wohl nur, wenn man sich in einer größeren Gruppe auf den Weg macht.

Kathedrale OlivaDer Nachmittag diente einer Rundfahrt nach Gdingen, Zoppot und Oliva. Es war einfach schön, wieder einmal am Zoppoter Strand zu sein, und während einige von uns auf dem Seesteg wanderten, nahmen andere ihren Kaffee im Grand Hotel ein. – Im schönen Oliva mit seinem herrlichen Waldbestand war es Pflicht, die Kathedrale zu besuchen und sich –eingezwägt in Touristenscharen- das Orgelkonzert anzuhören.- Erst am frühen Abend waren wir wieder zurück im Hotel.

Montag vormittag wurde wieder ”Pflaster getreten”: Ein Gang durch die Markthallen, die Zeughaus-Passage –innen völlig neu gestaltet und zur Hälfte mit einem riesigen Edeka-Laden ausgestattet-, über den Theaterplatz, durch die Langgasse zur Mottlau hinunter, weckte bei vielen Erinnerungen. Am Nachmittag  fuhren wir mit dem Bus durch die Kaschubische Schweiz nach Karthaus, sahen das Kaschubische Museum und eine Töpferei. Unseren Kaffee tranken wir im Restaurant Zajazd in wundervoller Hügellage an einem der vielen dortigen Seen. Die ganze Gegend ein Paradies für Urlauber, die Ruhe suchen.

Dienstag mußte bereits von der geliebten Heimatstadt Abschied genommen werden.– Unser Weg führte uns über Lauenburg, Neustadt, Stolp, Köslin, wo wir Mittagspause machten, schließlich an die Peripherie von Stettin, wo wir im  neuen Hotel  ”Panorama” untergebracht waren. Eine Stadtrundfahrt durch Stettin zeigte uns, wieviel der alten Bausubstanz dieser Stadt im Zentrum erhalten geblieben ist. Sie hat inzwischen etwa 450tausend Einwohner und macht einen modernen, lebendigen Eindruck. Angetan hatten es uns vor allem die breiten Boulevards in der Innenstadt, ein wenig an Paris erinnernd.

Langer Markt-RathausMittwoch früh hieß es, ein letztes Mal Koffer zu packen. Über den Grenzübergang Pomellen reisten wir auf der Nordstrecke nach Bremen zurück, waren beglückt –und geschafft, denn die Reise war doch ein wenig strapaziös. Dennoch waren alle begeistert, die Heimat einmal wiedergesehen zu haben. Wie immer, war die Zeit viel zu kurz. Was hätte man noch alles unternehmen wollen!  Vielleicht ein anderes Mal ?

Fazit: Polen ist seit der Wende ”lebendiger” geworden. Man merkt, dass es wirtschaftlichen Aufschwung gegeben hat, dass die Menschen sich viel offener geben und Warenvielfalt vorhanden ist. Verbessert haben sich auch die Hotels und die Dienstleistungen. Dabei bleibt es nicht aus, dass auch für Touristen alles ein wenig teurer geworden ist.

Die Reisegestaltung durch die Firma ”Auto Fischer-Reisen” ist mit gut zu bezeichnen, wenn man auch vielleicht ein wenig streiten kann über die Routenführung und Besichtigungsprogramme.

Überragendes Lob gilt dem Betreuer und Busfahrer, Herrn Lüdemann, der nicht nur seine Arbeit ausgezeichnet wahrnahm, sondern darüber hinaus mit Rat und Tat und Hilfe jedem zur Seite stand, wenn es nötig war.

Erhard John Bekusch